Fotograf werden…Wie stellt man es denn am besten an, dass man vom Hobbyknipser zum (Neben-)Berufsfotografen wird? Das Ganze möchte ich Euch hier gerne anhand von meinem eigenen Beispiel erzählen:
2019 habe ich mir eine Canon Eos 77D mit Kit-Objektiv und 50mm Festbrennweite gekauft, meine Intention dahinter war, den anstehenden Mittelmeerurlaub mit etwas hochwertigeren Bildern festzuhalten. Ich war dem typischen „Smartphone-Look“ einfach überdrüssig. Ironischerweise hatte ich die Kamera im Urlaub relativ selten in der Hand, nach dem Urlaub dafür umso mehr. Angefangen hat es mit Portraits von meiner Freundin, Naturfotos und Autos. (Diese ganzen alten Bilder sind nach wie vor, Stand 24.11.2022 noch auf Instagram ganz unten in meinem Profil zu finden.)
Nach einiger Zeit hab ich mich entschlossen, mich fotografisch mal außerhalb meiner Komfortzone zu bewegen und hab das erste Model akquiriert. Ich glaube, ich hab die Laura (Grüße gehen raus!) damals einfach auf Instagram angeschrieben und gefragt ob sie Lust auf ein kostenloses Shooting hat. Sie hat sofort zugesagt und so hatte ich mein erstes Portraitshooting mit einem „fremden“ Menschen. Ich kann mich noch erinnern dass ich ziemlich aufgeregt war und meine Freundin als Unterstützung zum Shooting mitgebracht hab, die den Ablauf mit einigen tollen Posing-Ideen bereichert hat. So entstanden für’s erste Mal dann eigentlich ganz passable Bilder. Nur an der Bearbeitung hat es noch gehapert.
Ich hab damals einfach diese Apple Fotos App für die Bildbearbeitung benutzt. Aber Laura und mir haben die fertigen Bilder gut gefallen und wir hatten Spaß. Nun hab ich alles in die Wege geleitet um weitere Shootings mit Menschen, ihren Tieren und ihren Autos zu bekommen. Damals hab ich in eine lokale Suche/Biete Facebook-Gruppe gepostet, dass ich kostenlose Fotoshootings aller Art anbiete und es haben sich Unmengen an Interessenten gemeldet.
Ich hab Termine vereinbart und jede einzelne Anfrage abgearbeitet! Dutzende Shootings, unglaublich viel Zeit und Mühe. Dafür habe ich keinen einzigen Cent bekommen, aber etwas viel wertvolleres: Zum einen ERFAHRUNG und zum anderen EMPFEHLUNGEN, denn den Leuten haben meine Bilder gefallen und aus diesen ganzen kostenlosen Shootings entstanden auf einmal bezahlte Folgeshootings.
Ihr habt bemerkt, ich hab die Begriffe „Erfahrung“ und „Empfehlungen“ groß geschrieben! Das sind meiner Meinung nach, neben der Leidenschaft, als Anfänger die wichtigsten Bausteine wenn man gewerblich fotografieren bzw. mit Fotografie Geld verdienen möchte. Ihr müsst beides davon reichlich sammeln, denn beides baut aufeinander auf. Aus Erfahrung resultieren bessere Bilder -> aus guten Bildern vielleicht eine Empfehlung und -> aus einer Empfehlung womöglich ein Auftrag und noch mehr Erfahrung! Wenn man dann dran bleibt schaukelt sich das Ganze sehr schnell nach oben auf, auch in finanzieller Hinsicht. Aber dazu gleich mehr. Noch vor meinem ersten bezahlten Shootingtermin habe ich mein Kleinunternehmen beim Finanzamt angemeldet. Das geht relativ unkompliziert.
…Und nein, ich hab an diesem Punkt nicht mehr mit Apple Fotos gearbeitet, sondern mir mittlerweile Lightroom und Photoshop besorgt. Das hat meinen Bildlook auf ein komplett neues Level gehoben (Anmerkung: Investiert bitte unbedingt in ein anständiges Bildbearbeitungsprogramm! An der Stelle sollte man am allerwenigsten sparen). Auch was die Hardware betrifft, hab ich das verdiente Geld sinnvoll investiert und ich kann Euch sagen, ich hab so einige Kamerabodys und Objektive durch! Die meisten hatte ich nur ein halbes Jahr oder weniger. Canon EOS 77D, Canon EOS 6D Mark II, Canon EOS 5D Mark IV, dann der Umstieg auf Sony. Sony A7 II, Sony A7 III, Sony A9, Sony A7 R IV um nur einige zu nennen und aktuell (Stand 24.11.2022) besteht mein Setup aus der Sony A7 IV als primärer Body und der Sony A9 als sekundärer Body. Mit Ausnahme der Sony A7 IV, habe ich meine komplette Ausrüstung übrigens immer gebraucht gekauft, das habe ich nie bereut.
Ich war immer der Meinung dass die Technik der allerletzte Faktor sein sollte, der meine Fotografie limitiert. Wenn Irgendetwas meine Fotos nicht so werden lässt wie ich es mir vorstelle, dann nicht die Technik, sondern ich selbst! Somit hatte ich nie große Bedenken viel Geld in gute Technik zu stecken. Aber lasst Euch davon jetzt bitte nicht verunsichern. Man kann auch mit einem 500€ Setup großartige Bilder machen, denn die Bilder macht der Fotograf, nicht die Kamera. Das lass ich an der Stelle mal so stehen, das Thema wär einen eigenen Blogartikel wert.
Fassen wir bis hierhin mal zusammen: Ich hab unglaublich viele kostenlose Shootings angeboten, dabei viel Erfahrung und Kontakte gesammelt. Nebenbei natürlich mein Wissen durch Blogs, Bücher, andere Fotografen in der Umgebung und Youtube-Tutorials aufgebaut. Gepaart mit viel Leidenschaft entstanden dadurch mit der Zeit immer bessere Bilder, das hat nach und nach zu Empfehlungen geführt und die ersten Pay-Shootinganfragen kamen rein. Ich habe mich dann auf den Bereich spezialisiert, der am meisten Aufträge eingebracht hat: Bilder von Menschen. Egal ob Portraits, Familien, Businessfotos oder Hochzeiten.
Auf bezahlte Shootings hab ich es Anfangs übrigens noch nichtmal angelegt, das passierte ganz automatisch. An dieser Stelle möchte ich einmal anmerken, dass Aufträge nicht nur durch Empfehlungen zustande kamen und kommen. Wenn man sich durch die Fotografie ein stattliches Nebeneinkommen aufbauen, oder sogar gänzlich davon leben will, ist ein umfangreiches Marketing unerlässlich – Aber dazu mehr in einem anderen Blogartikel.
Wie wichtig es ist, sich nicht nur auf Empfehlungen zu verlassen sondern auch selbst aktiv zu werden wurde mir erst während Corona richtig bewusst. Denn aufeinmal mussten bestehende Termine aufgrund der Kontaktbeschränkungen zum einen abgesagt werden und zum anderen kamen auch keine neuen Aufträge mehr durch Empfehlungen rein. Dafür hatte ich während des Lockdowns dann viel Zeit an meinem Businessplan zu feilen, mich weiterzubilden und das Ganze in eine professionellere Richtung zu lenken. Wie ich es dann nach Corona geschafft habe mit meiner Fotografie erst so richtig durchzustarten verrate ich Euch im nächsten Blogartikel „Als Fotograf mehr Kunden gewinnen“.
Mein abschließender Tipp an Euch: Fangt einfach an mit kostenlosen Shootings. Daran führt am Anfang garantiert kein Weg vorbei! Der Rest ergibt sich.
Fragt Leute in Eurer Umgebung, die Ihr interessant findet ob sie eine Stunde Zeit und Lust drauf haben. Ich bin mir sicher, mindestens 4/10 Leute sagen zu! Eignet Euch neben der praktischen Erfahrung auch theoretisches Wissen im Internet oder Bücher an, vielleicht habt ihr das Glück und findet sogar einen Mentor.
Ganz wichtig: Lasst Euch nicht entmutigen, Rückschläge werdet Ihr auf eurem immer wieder erleben.
Ich rede hier zwar daher als hätte ich 40 Jahre Berufserfahrung aber es ist ja so, dass ich selbst noch ziemlich am Anfang meiner Karriere stehe. Ich bin auch noch lange nicht so gut wie ich als Fotograf sein will, aber das ist gar nicht schlimm. Meine Reise geht weiter. Ich versuche einfach der beste Fotograf zu sein der ICH sein kann und mich von Shooting zu Shooting zu verbessern.
Wenn ich Euch dann durch meine bisherigen Erfahrungen, die ich hier schildere einen Mehrwert bieten kann, ist der Sinn meines Blogs erfüllt. 🙂